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'Learning to fly', german

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Sein Körper trieb langsam mit dem Wasser dahin, nach vielen Versuchen, dem Strom zu entkommen, zu erschöpft um weiter Widerstand zu leisten. „Irgendwann werde ich an eine Sandbank oder einen Stein gespült, dort kann ich dann Kräfte sammeln, und mit etwas Glück komme ich dann auch endlich ans Ufer“, dachte er. Doch die Zeit verstrich, ohne eine Spur von einer Sandbank, und auch sonst änderte sich nichts. Scheinbar. Denn plötzlich wurde ihm klar, dass er ein Rauschen hörte. Zwar leise und gedämpft durch das Wasser, welches seine Ohren bedeckte, doch es schien langsam an Lautstärke zuzunehmen. Und was immer dieses Geräusch verursachte: Es kam näher.

Den Kopf über Wasser zu bekommen und einen Blick nach vorne zu werfen kostete viel Kraft, und doch konnte er vor sich nichts Besonderes ausmachen. Der Fluss setzte sich fort soweit das Auge reichte, nur etwas nebelig wurde es weiter flussabwärts. Die Ufer haben sich seit dem letzen Mal, als er sich umgesehen hatte, noch weiter entfernt, und so, seiner Unfähigkeit, etwas gegen das herannahende Rauschen zu unternehmen, bewusst, konnte er nur hoffen, dass alles gut werden würde, oder dass er plötzlich und unerwartet doch noch Sand unter seinem Rücken spüren würde. Aber es tat sich immer noch nichts. Kein Boot mit freundlichen Fischern, die ihn an Bord ziehen würden, kein quer liegen gebliebener Baumstamm, nicht mal eine verdammte Sandbank. Nur das immer lauter werdende Rauschen. Langsam machte sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend breit.

Es war schwer zu sagen, wie laut das Geräusch eigentlich inzwischen geworden war und wie lange es noch dauern würde, bis er an seiner Quelle ankommen würde. Und immer noch zog ihn der Fluss unverändert und stetig dahin. Durch seinen Kopf rasten fieberhaft Gedanken und Bilder, mögliche Erklärungen dafür, was die Luft erzittern ließ, und Hoffnungen, doch noch unerwartet gerettet zu werden, aber nichts brachte Beruhigung mit sich. Sein Herz schlug hörbar in seinen Ohren, und in seinem Kopf machte sich Panik breit.

Irgendetwas musste er tun. Das Adrenalin in seinem Blut gab ihm neue Kraft und er versuchte zu schwimmen. Doch die Ufer haben sich inzwischen so weit entfernt, dass er dort nur noch ein gleichmäßiges grünes Band des Waldes sah und einzelne Bäume nicht mehr unterscheiden konnte. Er gab trotzdem nicht auf und schwomm, so lange, wie die Kräfte reichten, aber der Strom trieb ihn auf das Tosen zu viel schneller als das Ufer näher kam. Vollkommen entkräftet, fühlte er sich in einem Meer der Verzweiflung untergehen.

Das Grollen war inzwischen unerträglich laut geworden. Plötzlich stieß sein herabhängender Fuß gegen etwas Hartes. Dann streifte etwas seine Waden, etwas anderes berührte seinen Handrücken, und auf ein Mal fühlte er sein Herz in der Brust explodieren. Er fiel… Wie in Zeitlupe entfernte sich die Kante des Wasserfalls immer weiter, das Gefühl der Schwerelosigkeit fügte zu seinen vielen qualvollen Empfindungen die der Übelkeit hinzu. Die Zeit schien still zu stehen, und sein Körper und Verstand fühlten sich an, als würden sie im nächsten Augenblick zerbersten.

Und als er nach einem endlos langen Fall auf dem Wasser aufschlug, fühlte es sich nicht hart an. Behutsam fing ihn das Wasser auf und drehte ihn, so wie um ihn von allen Seiten zu betrachten und sicher zu gehen, dass ihm wirklich nichts passiert ist. Hier unten war es kühl und angenehm, und seine Verzweiflung und das Herzrasen sind einem Gefühl der Ruhe und Geborgenheit gewichen. An seiner Haut spürte er das Wasser vorbeifließen und merkte plötzlich, dass er nicht mehr hilflos den Fluss hinunter trieb, sondern von der Strömung umflossen wurde und sich nicht mit ihr bewegte. Er sah nach oben, zur Wasseroberfläche, und kurz darauf bemerkte er, dass sie näher kam, so als würde er sie mit seinem Blick zu sich heranziehen. Als er die Oberfläche durchstieß, sah er den Wasserfall in einiger Entfernung, doch kaum schaute er in seine Richtung, da schien dieser schon näher zu kommen. Das flussabwärts fließende Wasser leistete keinen Widerstand und einen Augenblick später befand er sich bereits unter der Wand aus fallenden Wassertropfen. Er richtete seinen Blick nach oben, dorthin, wo das Wasser seinen Fall begann und wo er nur wenige Sekunden früher buchstäblich aus einer gnadenlosen Gewalt in eine andere stürzte. Von der geheimnisvollen Macht seines Blickes gezogen, stieg er auf und wurde sich plötzlich bewusst, dass der Himmel anders aussah. Die Sonne war noch ein gutes Stück von dem Horizont entfernt, und trotzdem konnte er durch das friedliche Blau über sich Sterne schimmern sehen. Die Schönheit dieses Anblicks war überwältigend, und er konnte an nichts anderes mehr denken und seine Augen davon nicht abwenden. Und so schwebte er, glücklich und in tiefer Erfurcht, langsam immer höher, dem unbeschreiblichen Himmel entgegen.
The title is inspired by a Pink Floyd song and fits very well, so I decided to leave it, even though it's in english and the story isn't. There are things you can say in one language but not in another, at least not as elegantly, and this is one of such cases.

The story itself has a rather gloomy and uncomfortable mood, although the way you'll see it is up to yourself.

Again, if somebody feels like translating this story into english, I'd be deeply grateful and post the translation as well.
© 2005 - 2024 elpres
Comments1
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littlerockfairy's avatar
it's beautiful =) sehr schön ^^